... von Patrick Orlich aus Berlin in der Kirche Caputh
Ein milder Sonntagnachmittag im beschau-lichen Caputh. Orgelmusikfreunde jung und alt schlendern zum Kirchentor, verlang-samen noch mal am Check-in für die Datenaufnahme in Corona-Zeiten. Der Eintritt ist kostenfrei, aber datenpflichtig. Und mit Abstand und Geduld verbunden. Irene Pfeiffer, Kinderärztin im beruflichen Alltag, organisiert im Ehrenamt den Besuchereinlass wie auch die Konzerte im Caputher Orgelsommer 2021, sieben an der Zahl. Multitasking für die Kulturevents in Schwielowsee!
Endlich auf den Bänken! 120 Musikliebhaber freuen sich auf ein ungewöhnliches Orgelkonzert: "Tanzmusik" mit schnellen Stücken und schwungvollen Melodien, gespielt vom Nachwuchstalent Patrick Orlich aus Berlin.
Irene Pfeiffer begrüßt, Patrick Orlich eröffnet, das Publikum lauscht, die Orgel wartet.
Der Organist greift in die Tasten, entlockt über Pfeifen dem gewaltigen Instrument imposante Klänge. Patrick Orlich auf seiner Bank ist ganz in seinem Element, als er zwei alte Stücke des niederländi-schen Komponisten Jan Pieterzoon Sweelinck (1562-1621) spielt.
Beim Wechsel der Notenblätter steht ihm Inga Diestel zur Seite, Kirchenmusikerin wie er und Chorleiterin aus Berlin.
An die Orgel kam Patrick Orlich über den Kirchenmusiker seiner Gemeinde Menden und Iserlohn in NRW. Nach dem Abitur lockte ihn sein Lehrer Tobias Aehlig zum Studium nach Berlin. "Die Orgel ist ein Wahnsinns-Apparat, mit mehreren Instrumenten in einem. Ich wollte ihr Potential nutzen, auch mit den Missklängen spielen, alte Meisterstücke improvisieren", erklärt er begeistert.
Altmeister Sweelinck war einer seiner Lehrmeister. Der Niederländer wurde als Organist europaweit geschätzt und beeinflusste das Orgelspiel seiner Zeit. Seine abendlichen Improvisationen an der Orgel in Amsterdam hatten keinen Konzertcharakter, sie lockten vielmehr Kaufleute und die Elite der Stadt an, es wurde Handel betrieben, Geschäfte wurden im stilvollen Musikrahmen abgeschlossen. Eine frühe bürgerliche Konzertpraxis als Teil des städtischen Lebens.
Mit seinen jungen 26 Jahren steht Patrick Orlich zwar noch am Anfang seiner Laufbahn. Doch wie sein Meister und Vorbild Sweelinck spielt er regelmäßig vor Publikum - jeden Sonntag in der Katholischen Kirchengemeinde in Berlin Grunewald. Und welche Stücke? "Improvisationen", strahlt er, sie sind seine Leidenschaft. Hört man ihn auch auf Tonträgern oder bei Streaming Diensten? "Noch nicht", gesteht er, "meine Improvisationen sind verpufft, sobald ich die letzte Taste drücke." Nicht selten begleitet er auch Sängerinnen und Sänger auf der Orgel.
In der Kirche Caputh geht es am 24. Juli 2021 zunächst weiter mit Michael Praetorius (1571-1621), einem deutschen Meister der Orgelmusik zwischen Renaissance und Barock. Patrick eröffnet mit einem Tambourin, Assistentin Inga nimmt's ihm ab, Patrick übernimmt die Orgel. Aber lauschen Sie doch selbst mal dieser Klangprobe:
Mit zwei seiner eigenen Improvisationen - im romantischen Stil zu "O Täler weit, o Höhen", im modernen Stil zu "Geh aus, mein Herz, und suche Freud" - hört und sieht man (wenn man wie ich auf der Empore hinter dem Musiker sitzt), wie virtuos Patrick Orlich sein Instrument beherrscht.
Mit Hand und Fuß bedient er geschwind Tasten, Pfeifen und Pedalen - ein ästhetisches Körperspiel neben der Klangfülle seiner Stücke.
Und hier noch eine Kostprobe seiner Improvisationen fürs musikalische Ohr:
Der Applaus nach 60 Minuten tanzender Orgelklänge ist anhaltend und verdient. Der Musiker gibt das Lob zurück an Caputh: "eine wunderbare Orgelkonzertstätte"; und an die Veranstalterin Dr. Irene Pfeiffer: "ein extrem gut organisierter Orgelsommer 2021!"
Auf Liebhaber der Orgelmusik wartet noch ein letztes Konzert im Orgelsommer 2021: am Sonntag, 4. September, um 17 Uhr, wieder in der Kirche Caputh. Bitte frühzeitig kommen, wegen des Nadelöhrs "Corona-Schleuse" vor dem Portal. Anmeldungen werden erbeten unter 0151 1529 2559.
Comentarios